Der psychologische Effekt der Kurzarbeit

Wie Betroffene mit freier Zeit, fehlender Routine und Unsicherheit umgehen, hängt vom Persönlichkeitstyp ab.

Durch die unsichere aussenpolitische Lage, das schwache wirtschaftliche Wachstum und die von Präsident Trump angekündeten Zölle haben aktuell viele Schweizer Unternehmen Kurzarbeit eingeführt. Vor allem Unternehmen in der MEM.

Doch was bedeutet Kurzarbeit genau? Führt ein Unternehmen Kurzarbeit ein, reduzieren Angestellte vorübergehend ihr Pensum oder werden sogar ganz freigestellt. Dabei erhalten sie trotzdem 80% ihres Lohnes und der Arbeitsvertrag bleibt bestehen. Dies schützt den Arbeitsplatz in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und verhindert Kündigungen, während die Lohndifferenz durch die Arbeitslosenversicherung finanziert wird.

Doch mit der neuen freien Zeit, der fehlenden Routine und der Unsicherheit der wirtschaftlich schwierigen Lage muss man umgehen können. Die psychischen Folgen der Kurzarbeit sind nicht zu unterschätzen. Ob die Effekte für Betroffene positiv oder negativ ausfallen, ist abhängig vom Persönlichkeitstyp der Betroffenen und von Art und Weise, wie die Kurzarbeit umgesetzt und kommuniziert wird.

Arbeitsplatzsicherheit vs. finanzielle Sorgen

So kann Kurzarbeit eine Alternative zu Entlassungen sein und die Arbeitsplatzsicherheit vorübergehend gewährleisten. Dies kann den Stress und die Angst vor Arbeitslosigkeit verringern. Trotzdem bleiben die Sorgen und der finanzielle Druck auf die Arbeitnehmenden, wenn sich eine wirtschaftliche Besserung nicht abzeichnet. Gefühle von Ohnmacht und Kontrollverlust können aufkommen.

Bessere Work-Life-Balance

Kurzarbeit beeinflusst die Work-Life-Balance massgeblich. Einerseits entsteht mehr Zeit für Familie und persönliche Interessen. Anderseits kann ein Gefühl von sozialer Isolation entstehen, wenn Arbeitsroutinen wegfallen und weniger Interaktionen mit Kolleg*innen stattfinden. Dadurch kann es auch zu Verlust von Motivation und Engagement in Bezug auf den Beruf führen.

Zusätzliche Zeit sinnvoll nutzen

Wer viel Zeit hat, hat auch viel Zeit zum Denken. So kann Kurzarbeit auch dazu führen, den beruflichen Weg zu hinterfragen, was bei einigen Arbeitnehmenden zu Umschulungen oder gar einem Berufswechsel führen kann.

Wenn möglich, sollte die freie Zeit sinnvoll genutzt werden – zum Beispiel mit einer berufsrelevanten Weiterbildung. So bleibt man auf dem Berufsmarkt interessant und eignet sich relevante Skills an.

Soziale Kontakte bewusst zu pflegen, hilft besonders in herausfordernden Zeiten, im Alltag aktiv zu bleiben und nicht zu vereinsamen. So können Treffen unter Arbeitskolleg*innen auch ausserhalb des Arbeitsumfelds bereichernd sein. Wie wäre es mit einem regelmässigen gemeinsamen Treffen zum Kaffee oder zum Spaziergang? Auch ein Online-Austausch kann die Verbindung erhalten.

Hansjörg Schmid, Angestellte Schweiz

Hansjörg Schmid, Angestellte Schweiz

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